In Kürze ist das Angeln mit dem Echolot an den Sauerland-Seen während der besonders warmen Jahreszeit von Juli bis einschließlich September nicht gestattet. Diese Maßnahme ist letztendlich notwendig, um einen gesunden Raubfischbestand in den Sauerland-Seen zu erhalten. Müssen wir Angler jetzt auf andere Gewässer ausweichen?
Ein Sommer ohne Echolot = Hecht in Not?
Insbesondere in den Sommermonaten war in den letzten Jahren der Niederschlag und damit der Wasserstand gering und die Temperatur im Wasser hoch. Dadurch ist natürlich auch weniger Sauerstoff im Wasser. Wenn jetzt gezielt mit technisch versierten Methoden große Raubfische an leichtem Gerät gefangen werden und diese dann entweder zurückgesetzt werden oder im schlimmsten Falle aufgrund des leichten Geräts abreißen, haben diese Fische besonders jetzt ein erhöhtes Sterberisiko. Verendende Hechte im See sind aber weder im Interesse der Angler, noch sind sie gut für die Wasserqualität und damit für das fischereiliche Management des Ruhrverbands. Denn die Wasserqualität im Gewässer ist abhängig von einem ausgewogenen Verhältnis von (großen) Raubfischen zu Friedfischen. Da sich die Raubfischarten, allen voran der Hecht, aufgrund der häufig schwankenden Wasserstände in den Sauerland-Seen teilweise schlecht oder nicht in ausreichendem Maße auf natürlichem Weg vermehren, hilft die Ruhrverbands-Fischerei hier alljährlich nach. Die Hechte werden mit dem Laichgewinn von (großen) Hechtrognern aus den Sauerland-Seen aufwändig erbrütet, vorgestreckt und als Junghechte in den Sauerland-Seen besetzt. Umso wertvoller sind also die Raubfische für die Gewässer, die Wasserqualität und letztendlich für unser Trinkwasser in der Region.
Sollte wir als Hecht- und Raubfischangler also jetzt im Sommer besser völlig auf unsere liebste Freizeitbeschäftigung verzichten? Nein, das brauchen wir nicht und das ist auch gar nicht die Intention des eingeschränkten Echoloteinsatzes in der besonders warmen Jahreszeit mit geringen Füllständen in den Sauerland-Seen! Dem Ruhrverband geht es einzig um einen besonders achtsamen und verantwortungsvollen Umgang mit den Raubfischbeständen – wohl gemerkt nicht nur in dieser für die Fische von den Umweltbedingungen besonders schwierigen Jahresphase aber eben ganz besonders jetzt.
Blind im Boot zum Sommerhecht
Um jetzt dennoch, auch ohne Echolot schöne Hechte zu erwischen bietet sich die Suchstrategie Nr. 1 an: Schleppen vom Boot. Da wir ohne Echolotunterstützung keine Anhaltspunkte haben, in welchen Bereichen des Sees die Futterfische und im Schlepptau die Freiwasserräuber tummeln, hilft es am besten viel Strecke auf der Suche nach fangträchtigen Bereichen zu machen. Grundsätzlich bietet es sich dabei an, die Schlepprunden eher in den tiefen Bereichen des Sees, also Richtung Staudamm oder Staumauer zu drehen. Weiterhin sind sicher Tage mit etwas Wind besser, als windstille, besonders heiße Tage ohne Wolken. Auch lohnt es grundsätzlich immer, den Bereich anzusteuern, wo der Wind drauf steht.

Da wir gewissermaßen blind auf der Suche nach aktiven Raubfischen sind, gilt es außerdem die Aufmerksamkeit auf unsere Köder zu maximieren. Daher bieten sich besonders zwei Varianten an: Optisch aufzufallen oder auch über den Geschmack. Für die erste Variante greife ich daher gerne auf große Schleppköder zurück, die sich auch farblich mit Schockfarben besonders vom üblichen Beutespektrum der Raubfische abheben dürfen. Für die zweite Variante wiederum lohnt der Griff zu Köderfisch-Schleppsystemen. Nichts trifft den Geschmacks- und Geruchssinn großer Raubfische schließlich besser als ein original Rotauge oder eine echte Maräne am Schleppsystem. Beide Varianten erfüllen den selben Zweck: Wir wollen die Raubfische auch aus der Distanz zu unserem Köder locken. Was wirkt da besser, als ein optischer Reiz oder auch eine Duftspur unter Wasser? Sicher funktionieren nicht beide Varianten immer gleich gut. Aber der Vorteil beim Schleppen ist ja, dass wir als Angler auch mit zwei Ruten gleichzeitig Angeln können – es lassen sich im Zweifel also auch stets beide Ködervarianten gleichzeitig fischen.


Es gibt aber auch noch weitere Argumente, die für die Schleppangelei im Sommer sprechen. Wie oben beschrieben, haben die Raubfische jetzt nach dem Zurücksetzen ein höheres Sterberisiko. Beim Schleppfischen ist die Angeltiefe häufig nicht sehr tief. Wer jetzt also mit kräftigem Gerät in maximal 5-6 Metern Wassertiefe schleppt, muss seinen Fang im Erfolgsfall eben nicht aus großer Wassertiefe nach oben pumpen und kann den Drill dank kräftigem Gerät möglichst kurz halten.

Falls doch ein Hecht aus einer tiefen Wasserzone auf unseren Köder aufmerksam wird und aus der Tiefe auf unseren Schleppköder schießt, ist dieser per Annahme zumindest in einer halbwegs fitten Konstitution. Das kann zwar beim gezielten pelagischen Anangeln von Raubfischen in tieferem Wasser auch der Fall sein, aber hier ist es auch denkbar, dass ein Hecht in nicht so guter Konstitution aus Reflex nach dem dicht bei ihm angebotenen Köder schnappt. Über derartige Raubfische schleppen wir tendenziell hinweg, was zwar unsere Fangausbeute reduziert aber einfach fair und fischschonender ist.
Fisch-Handling-Knigge
Sicher ist das Schleppangeln nicht für alle Raubfisch- und Hechtangler die favorisierte Angelmethode. Aber für die besonders warme Jahreszeit an den Sauerland-Seen ist sie ein guter Kompromiss – fair den Raubfischen gegenüber und eben auch effektiv ohne Echolot machbar. Wenn dabei alles richtig läuft, landet früher oder später der ersehnte Schleppräuber in unserem Kescher. Jetzt gilt (nicht nur im Sommer, sondern immer) Fairplay: Insbesondere wenn der gefangene Raubfisch nicht für den Verzehr vorgesehen ist, weil er z.B. zu klein oder nicht der Zielfisch gewesen ist, sollte er nach Möglichkeit im Kescher, noch im Wasser vom Haken gelöst und rasch freigelassen werden. Falls dies aus welchen Gründen auch immer nicht möglich ist, solle der Fisch so kurz wie möglich dem Medium Wasser entnommen, dabei nur mit feuchten Händen berührt und ebenfalls rasch wieder ins Wasser zurück gesetzt werden. Falls der Fisch allerdings unser “Catch of the day” ist – Petri Heil! Hier geht’s zu einem klasse Rezept für Hechtfrikadellen.
© Clemens Strehl
23.06.2025