Über die etwas anderen Fänge aus dem Bereich der Angelfischerei berichtet euch Stefan Weigelt, ein echter Kenner der Sauerland-Seen. Wenn auch ihr bereits einen kuriosen Fang an den Sauerland-Seen landen konntet, teilt uns diesen gerne mit und sendet euer Fangerlebnis per E-Mail an fischerei@ruhrverband.de.
Immer wieder tauchen sie in den Angelnachrichten auf: kapitale Fische, völlig unerwartete und spektakuläre Fische als Beifang, lustige Anekdoten. Auch das man statt des vermeintlichen dicken Fisches die Schnur eines anderen Anglers gehakt hatte, der seinerseits das gleiche dachte, gab es schon öfter. Da war auch der Angler, der beim Spinnfischen seinen teuren Kunstköder verlor, um dann wenig später einen dicken Baumstamm heranzuziehen, an dem dieser und andere festhingen. Ich selbst sah einmal vor vielen Jahren beim Stippfischen an einem Steilufer des Edersees plötzlich eine Tasche auf den Grund vor mir. Nach der Bergung der Aktentasche, die einem Finanzbeamten hätte gehören können, konnte ich den geordneten Inhalt bewundern. Alles fein säuberlich in Döschen verpackt. Der Schein war aber nicht mehr lesbar.
Die Aufzählungen könnte man beliebig fortsetzen. Auch mir sind im Sauerland schon einige Dinge passiert, die ungläubiges Staunen hervorrufen könnten…
Ein anderes Mal war ich mit Gummifisch an der Brücke des Listersees unterwegs und hatte plötzlich einen „Biss“. Oder einen Hänger? Genau wusste ich das zunächst nicht, aber dann erkannte ich einen Hänger, der sich aber offenbar bewegen ließ. Doch ein dicker Fisch, der sich ziehen ließ? Ich pumpte vorsichtig und immer näher kam das unbekannte Objekt. Schließlich tauchte es in einer Welle an der Oberfläche auf. Ich las den Schriftzug „Krombacher“ und fiel fast um vor Lachen: ich hatte eine Kiste Bier aus der Tiefe geborgen! Es war sogar noch eine ungeöffnete Flasche drin. Ich öffnete sie später, traute ich dann aber doch nicht, davon zu trinken. Auf der Brücke wird abends schon mal gefeiert und dabei wird die Kiste vom Brückengeländer quasi „über Bord gegangen“ sein.
Ein weiterer kurioser, ja spektakulärer Fang gelang mir ebenfalls am Listersee Ich hatte mir einen neue, edle und teure Spinn-Kombo zugelegt. Damit angelte ich eine ganze Weile auf Barsch, entschloss mich dann aber, etwas mit der Hegene auf Felchen fischen. Ich legte die Rute auf die Seite und nahm die Heberute. Nach einiger Zeit merkte ich, dass sich offenbar nun doch einige Raubfische bei den Felchenschwärmen eingefunden hatten. Also wollte ich wieder die Raubfischrute benutzen. Als ich aber ins Boot greifen wollte, war die Rute samt Rolle – WEG!! Ungläubig suchte ich alles ab, aber sie war WEG! Schaute sogar noch ins Futteral, aber nein: VERSCHWUNDEN! Dann fiel mir ein, dass ich die Rute an die Seite gelegt hatte, wo auch meine Persenning lag, also eher auf diese. Ich schloss daraus, dass die Rute nicht tief genug im Boot gelegen hatte und ins Wasser gefallen war. Zunächst hatte ich etwas Panik, aber da ich ja geankert hatte, musste die Kombo unter dem Boot in 10 Metern Wassertiefe liegen. Schon dachte ich an die Taucher, die mir das Gerät bergen würden und an die Höhe des Trinkgeldes, dass ich ihnen dafür geben müsste…Dann erwachte der Ehrgeiz in mir: die Sache sollte doch mit einem großen Jighaken samt großem Angstdrilling zu regeln sein. Der Kunstköder war eingehängt und die Rute mit Schnur sollten auch eine große Angriffsfläche bieten. Der Grund war sauber, also los! Leider wich mein Optimismus mit jedem Fehlversuch, wieder an meine teure Angel zu kommen. Wieder und wieder warf ich ungläubig die fängige Montage und holte sie in Zeitlupe über Grund schleifend ein. NICHTS! Dann kam die Idee: der Wind hatte während des Angelns gedreht und da ich nur einen Anker draußen hatte, war mein Boot nun ca. um 90 Grad versetzt zur ursprünglichen Angelstelle. Und jetzt kommt der Clou: ich warf dahin, wohin ich nach meinem Ermessen gestanden hatte, bevor der Wind kam, zog vorsichtig und hatte Widerstand. Ich kurbelte extrem vorsichtig ein und was man nicht glauben mag, meine Angelkombo kam wieder an die Wasseroberfläche. Und damit nicht genug, denn ich hatte sie mit dem Drilling sauber IM SPITZRING erwischt. Wie klein die Wahrscheinlichkeit eines solchen Zufalls im Grunde ist, kann man sich kaum vorstellen.
Ein absolut seltener Beifang, der kein Zufall war, sondern eher Absicht, war unser Angelboot. Dazu folgende Geschichte. Wir hatten an einem Spätwintertag den Renken nachgestellt und wollten abends den Angeltag beenden. Wir hatten dazu die Slipanlage benutzt und den Trailer schon im Wasser. Das Boot lag davor und mein Angelpartner versuchte, es auf den Trailer zu ziehen. Das Seil kam mir persönlich schon ziemlich morsch vor als ich mit anpackte. Wir zogen das Boot ein Stück hoch auf den Trailer, dann aber riss das Seil. Der Kahn rutschte nun wieder zurück Richtung Wasser, nahm vom Trailer aus Schwung und stach in See. Er lief quasi feierlich vom Stapel. Wir standen – wie das dann so ist – zunächst wie gebannt reglos da und dann war es auch schon zu spät, das Boot noch zu erwischen. Mein Angelkumpel bemerkte „Jetzt müssen wir warten, bis das Ding wieder an Land treibt!“. Leider trieb das Boot munter auf den See hinaus. Glücklicherweise hatte ich mein Zeugs schon ausgeladen, ich erinnerte mich an vorherige Bergungstaten und warf mit einem Jighaken samt Angstdrilling nach dem Boot. Ich traf gleich ganz gut, aber nach kurzer Zeit Drill stieg das Gefährt wieder aus. Es dämmerte langsam und das Boot trieb immer weiter raus, bis dann doch noch ein Volltreffer gelang. Nach langem, gefühlvollem Drill konnten wir unser Schätzchen erfolgreich keschern …- ähhhh, natürlich landen.
© Dr. Stefan Weigelt
30.03.2022