Saisonstart mit Hindernissen

Angler zeigt gefangenes Blaufelchen
Der erste Fisch der Saison.
Angelboot
Ready for Take Off!
Angler mit Fang des ersten Fisch des Jahres
Saisonstart nach Maß...
Blaufelchen im Kescher
Kleine schwarze Nymphen waren erfolgsversprechend...
Echogramm zeigt Fischaktivität
Das Echolot zeigt Fischaktivität...
passives Echogramm
Passivität auf der anderen Seite...
Sonnenuntergang am See
Was ist schon Kälte gegen das Glück von Felchen im Drill!?
Blaufelchen präsentiert auf einem Stein
Tolles Ergbenis für den ersten Tag der Saison.
Herrenloses Boot auf dem Weg in Richtung Seemitte...
Herrenloses Boot auf dem Weg in Richtung Seemitte...
Angeln im Drill
Höchste Ansprüche an Mensch und Material: kapitales Boot im Drill...

Ein langjähriger und sehr erfahrender Angler an den Sauerland-Seen hat uns von seinen Erlebnissen zum Saisonstart am Gewässer berichtet. Diese möchten wir Euch nicht vorenthalten möchten, lest selbst…

Endlich war es soweit: Mein Angelfreund Uwe hatte angerufen, und angesichts des doch recht milden Winterwetters Ende Februar wollten wir die Saison der Bootsangelei auf meinem Hausgewässer, einer der Sauerland-Seen, eröffnen. Da mein Boot noch nicht im Wasser ist (unser Bootssteg wird erst Ende März aufgebaut), haben wir das auf einem in Seenähe geparkte zweite Boot unserer kleinen Angelgemeinschaft abgeholt. Als ich dort gegen 10 Uhr ankam, war Uwe schon mit dem aufrüsten beschäftigt. Schnell ging es zur Slipstelle am See. Die abfällige Bootszufahrt zum Wasser verlangt dem Kraftfahrer immer alles ab. Die zahlreichen Reifenspuren neben der Sliprampe zeugen von den vielen vergeblichen Versuchen, dass Boot ohne Umwege direkt zum Wasser zu befördern. Ich bin ja froh, das nicht machen zu müssen…so rückwärts mit Trailer um die Kurve…

Dann war das Boot im Wasser und wir beluden unser Gefährt mit den zahlreichen notwendigen Utensilien: Kescher, Ankerwinde, Ruten und Rucksack, Sitzkissen, Thermoskanne, Hut und Verpflegung. Ich wie immer mit dick gefülltem Rutenfutteral, Uwe zwei Rütchen in der losen Hand. Purist Uwe war allerdings noch unschlüssig auch seine Thermohose mitzunehmen. Es sei ja doch recht mild, stellte er fest. „Lieber mitnehmen, nimmt doch keinen Platz weg!“, entgegnete ich, „Omma sacht immer, Junge iss noch kalt im Frühjahr, zieh dir was am Kopp!“

Schnell waren wir mitten auf dem See. Felchenfischen mit Hegene war angesagt und erstmal mussten die Fische gefunden werden. So fanden wir recht verteilt immer wieder Fisch am Grund. Jetzt galt es, Stellen zu finden, an denen immer wieder Fisch vorbeizieht. Am ersten Spot hatten wir dann auch gleich die ersten Bisse, Uwe wie immer den ersten Fisch des Tages. Kein Wunder, denn wie fast immer war ich erstmal mit der Montage beschäftigt. Die zwei Schnüre meiner Felchenruten hatten sich im Futteral verheddert. Abartig, wie sich geflochtene Schnur so einfach komplex verweben kann. Durch den Durchmesser von 0,06 optimiert, hatte ich gegen das Chaos keine Chance, erkannte das aber erst spät. Ehrlich gesagt: ich bin bei Schnurknoten extrem ehrgeizig und hartnäckig. Aber als Uwe dann schon den zweiten Biss hatte, hielt ich es dann doch nicht mehr aus und zückte barsch das Messer… und nur wenig später schwenkte ich entspannt die Rute über die Bordwand.   

Das Wasser hatte die Sensationstemperatur von 4,7 Grad an der Oberfläche. Kein Wunder, dass die Fische sehr vorsichtig oder auch eher lethargisch bissen. Oft wurde nur die Nymphe kurz festgehalten. Dann musste umgehend der Anschlag kommen. Volle Konzentration war gefordert! Schnell holte ich auf. Auch ein paar Minimalbisse, dann aber Anschlag und ein Fisch am anderen Ende. So muss das sein! Langsam holte ich den Fisch höher und erst am Ende begann das Blaufelchen noch mal einen kurzen Kampf. Man merkte den Fischen, die später im Jahr spektakuläre Drills an leichtem Gerät bieten können, die niedrige Wassertemperatur doch an. Petri zum ersten Fisch 2020! Uwe gratulierte.

Gleich danach hatte ich nach dem nächsten Biss und Anschlag starken Widerstand und ein Blaufelchen von knapp 40cm konnte wenig später gelandet werden. Das war ja schon mal ein schöner Anfang. Danach riss es aber ab. Obwohl wir noch viele Fische auf dem Echolot sahen, biss nix mehr. Langsam frischte auch der Ostwind auf. Blöderweise stehen die Felchen meist mitten in Wind und Strömung, da wo bei kaltem Wind am unangenehmsten zu angeln ist. Uwe zog seine Thermohose an. 

Am nächsten Spot sahen wir einige vielversprechende Echos. Und gleich biss es auch wieder zaghaft. Man musste wirklich voll konzentriert sein, um die Bisse zu sehen und zu verwerten. Nachdem der eine oder andere Fisch im Boot war, hörte es wieder auf zu beißen. Es waren den ganzen Tag immer nur kurze Phasen, in denen die Fische bissen. Oft stiegen sie auch zu unseren Nymphen, ohne den Köder zu nehmen, um dann passiv zu verharren.

Wir fuhren verschiedenen Spots ab, die Fische zogen im Tagesverlauf etwas mehr ins flachere Wasser. Der kalte Ostwind Wind machte uns zu schaffen, das Boot pendelte etwas, nicht gut für das Fischen mit der Hegene. Uwe kamen Zweifel, ob die Thermojacke nicht auch noch ins Boot gepasst hätte… Heißer Kaffee zeigte aber erstmal seine heilende Wirkung, die Mettwurstpackung ging rum. Die Fische hatten nun erstmal gar keine Lust mehr. Wir beschlossen See auf in Richtung Auto zurückzufahren. Auf dem Weg fanden wir etwas flacher wieder Fisch. Uwe legte seine bisher noch nicht aufgebaute zweite Rute aus, die „tote Rute“. Diese erwies sich allerdings den Tag als eine „sehr tote“ Rute. Der Wind flaute ab, es gab Schlupf von kleinen schwarzen Fliegen und wir sahen auf dem Echo, wie die Fische munter wurden. Und sie bissen wieder. Hier fing Uwe neben den Blaufelchen noch zwei Kleine Maränen. Und da gab es noch etwas Aufregendes: als ich ein Blaufelchen drillte, zeigte Uwe auf das Echolot: hinter meinem Fisch her patrouillierte einer der vielen großen Räuber der Sauerland-Seen. Wir fingen noch ein einige Fische, insgesamt war die Ausbeute mit neun Fischen, die wir für küchentauglich hielten, sehr ordentlich. Man muss ja immer auch daran denken, es ist Februar und das Wasser eiskalt! Uwe schlotterte mittlerweile wie Espenlaub.

Dann neigte sich mein erster Angeltag 2020 vom Boot aus dem Ende zu, doch das dicke Ende sollte erst noch kommen. An der Slipanlage packten wir die sieben (oder siebzig) Sachen aus. Dann sichteten wir nochmal zufrieden die Beute und teilten brüderlich. „Zehnmal die Slipanlage bergauf sprinten, dann wird’s einem wieder warm!“, empfahl ich Uwe so nebenbei.  

Uwe holte den Trailer. Respekt, wie er den in einem Rutsch ans Wasser fuhr. Wir zogen das Boot am Gurt heran, zu zweit packten wir zu und zogen. Boot bewegte sich nicht sonderlich. „Wenn jetzt der Gurt reißt…“, dachte ich noch so…und er tat es. Besser gesagt, der Knoten löste sich auf. Das Boot, welches ja schon schräg auf den Rollen des Trailers lag, lief feierlich vom Stapel. So beschreibe ich das mal, denn wir standen still und andächtig da uns sahen erstmal ruhig zu, wie der Kahn nunmehr ohne uns in See stach. Erst sehr viel später reagierte ich erstmal damit, das Malheur fotografisch festzuhalten. Uwe sagte im ersten Schockzustand: „Jetzt müssen wir mal warten, bis das Boot wieder an Land getrieben wird.“ Wobei sich der schwimmende Untersatz aber anstatt ans Ufer schon merklich Richtung Sperrmauer bewegte.

Dann aber war doch langsam Handeln angesagt. Also schnell zum Rutenfutteral gesprungen. Tja, was soll ich sagen, ich habe ja immer alles dabei, so auch eine Spinnrute! Schnell einen Gummifisch mit 28g Kopf montiert. Mann, das Boot war wirklich schnell. Erster Wurf, kein Erfolg. Zweiter Wurf: jau, ich hing, aber auf der Gegenseite außen. Majestätisch drehte sich das Boot einmal um sich selbst und schwupp, Haken fiel ab. Dann aber – dramaturgisch klassisch – der dritte Wurf und ich hakte einen Riemen und dann kam der ganz große Drill: „Langsam und gefühlvoll, aber mit dem nötigen Druck dirigierte ich das Boot ans Ufer. Dabei leistete mir die ganz neu designte EXTREMO SUPIFISCHI ZANDIGIGANTI Rute und der EXTREMOFLIPPI SUPERSHAD an meiner starken VERFLECHTO Schnur beste Dienste, die von meiner DRALLO ROTARO Rolle fest, aber doch gefühlvoll unter der verlässlich arbeitenden, ruckfreien BLOCKARDI BREMSE aufgespult wurde. Mein riesiger, aber doch komfortabler GIGANTO KESCHER nahm dann die Beute …“ Äähhh, nee Keschern war nicht“.

Alles gut, dass Boot kam ans Ufer und die Knoten wurden fachgerecht erneuert. Uwe lobte meine ungeahnten Casting-Fähigkeiten. Was macht der Mensch? Er redet sich das alles schön: „Gut, dass der Riemen nicht auf der Autobahn aufgegangen ist!“ War es doch wieder ein toller Tag im Sauerland!  

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