Teil III – Das Angeln mit der Hegene vom Ufer aus

Nebel über dem Listersee

Auch wer keinen Zugang zu einem Boot hat, kann erfolgreich mit der Hegene fischen. An einigen Sauerland-Seen ist die Angelfischerei vom Boot aus untersagt, wie z.B. an den Trinkwassertalsperren. Es kann aber überall erfolgreich sein, mit der Hegene vom Ufer aus zu angeln. Dazu gibt es einige Besonderheiten zu beachten. Prinzipiell verwendet man die gleichen Köder (Hegenen) wie bei der Bootsangelei, nur zusätzlich kommt eine Pose zum Einsatz. Es gibt allerdings zwei Probleme: erstens, die Fische zu finden, weil man ohne Boot keine Echolotinfos hat, zweitens die Tatsache, dass man oft ins tiefe Wasser kommen muss. Es sind also unter Umständen weite Würfe erforderlich.

 

Die Ausrüstung für die Uferangelei

Vom Ufer aus scheidet die in Teil II beschriebene Zupftechnik mit Heben und Senken der Hegene komplett aus. Es bleibt also nur die Posenmontage. Man verwendet dazu eine Selbsthakmontage. Durch ein schweres Endblei unter der Hegene haken sich die Fische über den Trägheitswiderstand des Endbleis beim Biss selbst an den scharfen Haken. Es sind dazu Bleie von 35-50 g nötig.

 

Rute

Die Rute zur Uferangelei muss ein geeignetes Wurfgewicht aufweisen, soll allerdings gleichzeitig kein harter Stecken sein. Es muss einerseits genug Rückgrat da sein, um weite Würfe mit den angegebenen Gewichten zu machen, andererseits sollte noch genügend Aktion vorhanden sein, welche die Stöße im Drill gut abfedert und zu viele Fischverluste vermeidet. Es ist also ein Kompromiss gefordert, dem man mit so genannten Floating-Ruten ganz gut finden kann. Ich bevorzuge möglichst lange Ruten 3,90 m – 4,20 m, um komfortabel auswerfen zu können, letztlich ist die Hegenenmontage vor dem Spitzenring selbst schon über zwei Meter lang.
 

Rolle

Bei der Angelei vom Ufer aus geht kein Weg an einer Stationärrolle vorbei. Eine Rolle mit gutem Weitwurfeigenschaften macht das Leben angenehmer. Nutzen kann man geflochtene oder monofile Schnur.

 

Die Posen

Es sind beim Renkenfischen dreierlei Posenarten zu unterscheiden. Die üblichen großen Renkenposen gibt es als normale Durchlaufschwimmer und als spezielle Posen, die sich auch ohne Schnurstopper aufstellen, sobald das Endblei den Gewässergrund erreicht hat. Der Nachteil von letzteren ist, dass die Montage nicht treiben und Fische suchen kann und die Hegene nur am Grund angeboten werden kann.

Renkenposen, oben Durchlaufpose, unten auf Wassertiefe selbsteinstellend
Renkenposen, oben Durchlaufpose, unten auf Wassertiefe selbsteinstellend
links aus Wasserkugel gebauter Bissanzeiger, rechts verschiedene Unterwasserposen
links aus Wasserkugel gebauter Bissanzeiger, rechts verschiedene Unterwasserposen

Dann die Unterwasserposen, sie werden überbleit, stehen aufgrund es Auftriebes schwebend im Wasser und richten somit die Hegene senkrecht auf. Die Hegene verbleibt auch hier am Boden und am Platz.

Montage

Bei kraftvollen Würfen ist bei der einfachen Gleitposenmontage oft der Stopper das Problem. Aufgrund der hohen Wurfkräfte rattert er durch die Ringe und verstellt sich fortlaufend, wenn man kein geeignetes Material verwendet. Ich persönlich bin zum kleinen Stück Gummiring übergegangen, welche ich in die Schnur einschlaufe. Ruten mit etwas größeren Ringdurchmessern sind gut. Renkenposen lassen sich der Größe wegen nur bedingt weit werfen.

Für die Uferangelei auch weiter draußen und in tiefem Wasser gut geeignet ist daher die Montage mit Unterwasserpose. Hiermit lassen sich maximal weite Würfe realisieren, wie sie etwa beim Saiblingsangeln nötig sind, um auf zum Beispiel auf 20 m Wassertiefe zu kommen. Der Luftwiderstand der großen Renkenposen entfällt. Man benutzt einfach stattdessen eine der kleinen zigarrenförmigen Unterwasserposen mit Tragkräften zwischen 15 und 20 g, welche auch optimale Flugeigenschaften für Weitwürfe haben.

Die Pose wird nun durch das höhere Bleigewicht unter Wasser gezogen, durch ihre Auftriebskraft richtet die Pose die Hegene aber unter Wasser schön senkrecht auf. Die Unterwasserpose braucht nicht weit über der Hegene zu schweben, im Gegenteil lockt sie die Fische eventuell sogar an, die neugierig werden. So stelle ich den Stopper so ein, dass er sich beim Wurf noch vor dem Spitzenring befindet.

Zwei lange Float-Ruten mit Hegene und Unterwasserpose
Zwei lange Float-Ruten mit Hegene und Unterwasserpose
Angel mit eingehängten Bissanzeiger
Eingehängter Bissanzeiger

Man stellt die Rute fast senkrecht in den Rutenhalter, kurbelt die Schnur stramm und hängt den Bissanzeiger über dem Leitring der Rute ein. Mit Wasserkugeln kann man sich sehr schöne Bissanzeiger bauen, die durch Füllung mit Wasser austariert werden können, um die richtige Schnurspannung zu erzeugen. Einen Biss erkennt man sofort, wenn die Rutenspitz stark zuckt, der Bissanzeiger nach oben schnellt oder auch auf den Boden fällt, wenn der Fisch das Endblei anhebt. Man nimmt schnell Kontakt auf, schlägt in der Regel nicht mehr an (Fisch hängt schon!) sondern drillt eher mit Gefühl ans Ufer.

Biss und Drill

Biss an der Montage mit Pose
Biss an der Montage mit Pose (Selbstbau)

Bisse an der Renkenpose sind spektakuläre Ereignisse. Eigentlich ist das ja kein „Biss“ mehr, vielmehr hängt der Fisch. Die Pose fängt an zu tanzen, fällt um, taucht ab. Der Fisch hebt das Endblei an, zieht ab, schwimmt hin und her. Bisse an der Unterwasserpose zeigen sich im starken Nicken der Rutenspitze, der Bissanzeiger saust nach oben -oder aber er fällt auf den Boden, die Rutenspitze wird entlastet. Starke Fische können auch die Schnur abziehen. Wie bereits erwähnt sollte man besonnen und mit Gefühl drillen, die Fische hängen nicht immer gut und im weichen Maul vor allem von Barschen und Renken neigen die kleinen Haken zum Ausschlitzen.

Angeltaktik

Vom Boot

Vom Boot kann sehr erfolgreich mit Pose gefischt werden, wenn ich doch der Meinung bin, im Schnitt mit der Zupfmethode doch besser zu fangen. Zu manchen Zeiten scheint es aber so zu sein, dass auf Posenmontage an manchen Tagen sogar kurze Zeit besser gebissen wird. Es gibt Bootsangler, die es gemütlich lieben und zwei Posenruten mit Hegene auslegen. Eine Art Ansitz im Boot ist das. Da keine so weiten Würfe nötig sind, kann man weichere Ruten mit weniger Wurfgewicht benutzen, wenn man die Montage locker aus dem Boot schlenzt und die Rute keinen großen Wurfbelastungen durch das Endblei aussetzt.

Bologneserute mit Renkenposenmontage
Bologneserute mit Renkenposenmontage, Länge 4 m

Ich habe dies bei einem Guiding mit Michael Bierbaumer am Attersee gelernt. Er benutzt Bologneseruten mit ca. 4 m Länge. Damit hat man eine Rute, die weich genug ist, die Fische gefühlvoll auszudrillen. Wir fingen an diesem Tag drei Große Maränen zwischen 50 und 60 cm auf Posenmontage. Das zeigt, wie erfolgreich diese Art zu fischen sein kann. Ich fische oft mit der Zupfrute am Boot und mit einer zweiten Rute mit (Gleit-)Posenmontage, die ich knapp über Grund einstelle und die ich abseits vom Boot Richtung Ufer oder Seemitte treiben lasse. Man kann daran auch eine andere Hegene fischen, zum Beispiel mit großen Nymphen eher für Barsche, Forellen oder Saiblinge.

Vom Ufer

Hier sind – wie bereits erwähnt – auf jeden Fall längere Ruten mit höherem Wurfgewicht erforderlich, um Montagen mit Endblei mit bis zu 40 g oder gar 50 g auszuwerfen.

Kennt man gute Stellen and denen die Fische öfter vorbeiziehen ist das gut, ansonsten muss man die Fische suchen und öfter Stellungswechsel machen. Es empfiehlt sich auch, die Wassertiefen durch verschieden weite Würfe abzusuchen. Generell stehen die Fische, insbesondere die Saiblinge bei wärmeren Wassertemperaturen tief bis sehr tief. Es schadet auch nicht, eventuell die Bootsangler zu fragen, in welchem Seeteil und wie tief die Renken stehen.

Im Frühjahr suchen selbst die Renken flachere Wasserbereiche auf. So kann man im Frühjahr sogar ab 4 m Wassertiefe sehr gut vom Ufer aus mit Posenmontage fangen. Zum Sommer hin stehen bei uns im Sauerland Blaufelchen gerne in 12-14 m Tiefe, Kleine Maränen etwas tiefer und Saiblinge oft sehr tief ab 16-19 m. Ich habe es aber schon wiederholt erlebt, dass die Renken im Mittelwasser und an der Oberfläche nach Mücken stiegen und habe auf halber Wassertiefe Blaufelchen und auch an der Oberfläche aktive Rotaugen gefangen. Hier bewährt sich die Gleitposenmontage.

Auch vom Ufer aus gilt, dass man Renken keschern sollte, um sie nicht beim Herausheben zu verlieren. So erging es mir bei meinem ersten schönen Blaufelchen vom Ufer aus, als ich es an der Schnur herausheben wollte.

Immer beachten sollte man, dass man Angelstellen sucht, die auch genug Wurfraum für den Rückschwung bei weiten Würfen bieten. Bei Vollstau an den Sauerland-Seen ist das oft ein Problem.

Gute Stellen sind immer Ufervorsprünge, wie man sie an den Ausgängen der vielen kleinen Buchten an den Sauerland-Seen findet. Hier ist meist tiefes Wasser in Reichweite. Ebenso gut findet man tiefes Wasser in Vereengungen der Stauseen – hier fallen steile Ufer bis auf den Grund ab – oder aber in der Nähe der Sperrmauern (vorgeschriebenen Abstand beachten).

 

Fänge vom Ufer

Die Fänge vom Ufer können genauso vielfältig und auch kapital ausfallen wie vom Boot aus, wenn man die Fische findet. So fing ich selbst meinen ersten richtig großen Barsch mit 48 cm als Einsteiger auf einen Barsch, der mit drei anderen kleineren bereits an der Hegene hing. Am Sorpesee war ich im Frühjahr dabei, als Angler im flacheren Teil bis ca. 8 m Wassertiefe viele Dutzende Kleine Maränen und auch einige schöne Blaufelchen vom Ufer aus fingen.

Es ist also auf jeden Fall einen Versuch wert, es auch vom Ufer aus auf die begehrten Renken zu fischen! Dazu viel Spaß und Erfolg! Nachfolgend noch einige Fänge.

Gefangenes Rotauge an der Hegene

Ein anderes Mal hatte ich eine Dublette herrlicher großer Rotaugen an der Hegene. Hier dachte ich zuerst an einen sehr großen Einzelfisch.

Alpine Seesaiblinge an der Hegene

Sehr erfolgreich kann man mit der Hegene vom Ufer zuweilen auf Alpine Seesaiblinge fischen, vorausgesetzt, man findet sie im tiefen Wasser. Hier sind oft „Gewaltwürfe“ weit in den See notwendig.

Gefangener alpiner Seesaibling
Alpiner Seesaibling der Ü50-Klasse, vom Ufer aus mit Hegene gefangen

© Stefan Weigelt                     23.04.2021

 

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